Traumakompetenz in der Psychotherapie

Warum sind manche Therapien nicht wirksam?

 

Ganz wesentlich für die Wirksamkeit einer Therapie ist eine sichere Verbindung zwischen Ihnen als Experte/Expertin für Ihr eigenes Erleben und mir. Diese bildet sich durch Offenheit, Respekt, wohlwollende Atmosphäre und Vertrauen in meine menschliche und fachliche Kompetenz und ist auch die Basis für unsere therapeutische Beziehung. Sie ist die Grundlage, die mir besonders am Herzen liegt, denn nur eine sichere Beziehung ermöglicht Ihnen, sich auf den innerpsychischen Arbeitsprozess einzulassen. 
 

Wenn die belastenden Symptome sich als unerkannte Traumafolgen entwickelt haben, liegen genau hier im Sicherheitsempfinden und in der Beziehungsfähigkeit die zwei größten, fast unüberwindbaren Hindernisse auf dem Heilungsweg. Wenn diese Stolpersteine übersehen werden, ist - nach meiner Erfahrung - der therapeutische Prozess erschwert oder sogar unwirksam. Traumafolgen zu erkennen, ist essentiell wichtig, um im Sinne der sicheren Beziehung traumasensibel zu intervenieren. Dabei ist es nicht notwendig, Betroffene wieder in das Erleben des traumatischen Stresses von damals hineinzuversetzen. Im Fokus des therapeutischen Prozesses stehen stets die Folgen im Hier und Jetzt, die immer noch sehr wirksam sind und das Leben der Betroffenen sehr beschweren. Die Heilung kann nur in Sicherheit und in wohlwollender, feinfühliger Verbindung Stück für Stück durch Integration geschehen.

Trauma zerreißt zum einen die Sicherheit auf allen Ebenen im Leben und zum anderen hinterlässt Trauma tiefe Verunsicherung in Bezug auf die Bindungsfähigkeit. Beide Folgen sind häufig nicht bewusst, was die Fürsorge des Menschen für sich selbst erschwert. Beide Ebenen, die der Sicherheit und die der Beziehung, zu heilen, bedeutet immer sowohl die Möglichkeit für korrigierende Erfahrungen als auch die Gefahr für Projektionen und Trigger. Dieses wird von mir wahrgenommen und transparent mit Ihnen kommuniziert, immer mit der Intention, dass alles, was sich zeigt, einen Sinn ergibt und willkommen ist.


Meine Arbeit beginnt also damit, mit Ihnen gemeinsam eine sichere Beziehung in einem geschützten Rahmen aufzubauen. Mein Wunsch ist, Ihnen Verlässlichkeit, Transparenz, Offenheit, Respekt und einen klaren Rahmen in einer wohlwollenden, angenehmen Atmosphäre anzubieten, so dass Sie sich bei mir sicher fühlen. Ich reiche Ihnen meine Hand und stelle Ihnen mein fachliches Wissen und therapeutische Erfahrung zur Verfügung. Damit helfe ich Ihnen, ein besseres Verständnis für sich zu erlangen. Diese Kompetenz wird sie ermächtigen, um aus der Welt, in der sie sich eingeengt oder gefangen fühlen, erste bewußte Schritte herauszuwagen.

 

 

Wie entstehen belastende Symptome?


Wenn ein Mensch geboren wird, ist er im Vergleich zu anderen Lebewesen sehr lange alleine nicht überlebensfähig. Er ist auf Bindung angewiesen und auf Erfüllung seiner Bedürfnisse durch die Bindungspersonen. Wenn das nicht möglich ist, erzeugt es psychischen und körperlichen Stress. Je extremer der Stress durch das Erleben ist, desto höhere Anpassungsleistung an seine Umgebung vollbringt der Mensch. Die Folgen der Anpassungsleistungen sind im späteren Leben individuelle Überlebensstrategien, die sich autonom entwickelt haben und als nicht bewusst wahrgenommene Symptome angesehen werden können. Es sind sehr persönliche Muster und das auf allen Ebenen unseres Daseins. Sie beeinflussen somit unsere Gedanken, unsere Emotionen, unser Körperempfinden und unser Verhalten. Um den Mangel, der durch unerfüllte Bedürfnisse entstanden ist, zu kompensieren und um den hohen Stress der durch die Überlebensstrategien entsteht, abzubauen, entwickeln sich parallel Kompensations- und Bewältigungsstrategien. Dieses Erleben hat typischerweise keinen Krankheitswert im Sinne von einer psychischen Diagnose. Kurz gesagt, dass was sich in der Vergangenheit nicht entwickeln konnte, muss in der Gegenwart kompensiert werden. Das betrifft viele Verhaltensweisen im Alltag und dient als Ersatz für unerfüllte Bedürfnisse.
 

Bewusst wahrgenommene Symptome, die allmählich den Leidensdruck vergrößern und psychischen Diagnosen zugeordnet werden können, bilden sich dann, wenn ein dauerhaftes Ungleichgewicht im Alltagsleben entsteht. Dieses Ungleichgewicht zwischen der Belastung durch den Stress und den Möglichkeiten durch Kompensation oder Bewältigung ihn abzubauen, führt meistens zum starken Wunsch etwas verändern zu wollen, um die Symptome zu reduzieren.
 

Symptome wie Schlafstörung, erhöhte Wachsamkeit, Schreckhaftigkeit, Übererregbarkeit, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, emotionale Abwesenheit, verminderte Belastbarkeit, Erschöpfung, Konzentrationsprobleme, Überforderung durch den Alltag, sozialer Rückzug, Vermeidungsverhalten, Panik, chronischer Schmerz, Körpersymptome ohne medizinischen Befund, Ängste, unkontrollierbares Verhalten, gar selbstverletzendes Verhalten bis zu Suizidalität treten häufig in unterschiedlichen psychischen Diagnosen auf. Sie sind aber für sich alleine genommen Versuche der Psyche und des Körpers, auf das, was unverarbeitet und nicht im Leben integriert ist, aufmerksam zu machen. Wenn die Belastung im Alltag steigt, steigt auch die Intensität dieser Symptome. 
 

Ich sehe Symptome nicht als Etiketten einer Diagnose, eher als Wegweiser, die auf unverarbeitete Prozesse im Inneren aufmerksam machen. Sie sind für mich enorme Anpassungs- und Überlebensleistungen, die aber gleichzeitig bei den Betroffenen zu großem Leid in ihrem Alltag führen. 


Symptome sind Hinweise, die auf ihre Art weise sind.

 


Mein Umgang mit Diagnosen

 

Die häufigsten Diagnosen in meiner Praxis sind Angststörungen, Anpassungsstörungen, Depressionen, Suchterkrankungen, ADHS/ADS, Zwangsstörungen oder PTBS/kPTBS. Während bei der PTBS/kPTBS-Diagnose eindeutig traumatische Erfahrung zugrunde liegt, ist es nicht selten, dass hinter anderen Diagnosen ein unverarbeitetes und unentdecktes Trauma existiert. Das ist essentiell wichtig für die Begleitung der Menschen, da nicht alle Therapieverfahren für traumatisierte Menschen geeignet sind. Manche therapeutischen Methoden können retraumatisieren, was schwerwiegende Folgen für die Betroffenen haben kann.


Für viele Menschen ist es hilfreich, wenn das, was sie im Alltag so belastet, einen Namen in Form einer psychischen Diagnose bekommt und die Belastung als Krankheit anerkannt wird. Manchen Menschen fällt es schwer, ihre Diagnose anzunehmen, da sie ihrer psychischen Diversität nicht gerecht wird.
 

Prinzipiell finde ich es schwierig, durch die Anwendung von Krankheitsbegriffen, Menschen auf Defizite zu reduzieren, denn sie werden der Komplexizität unseres menschlichen Wesens nicht gerecht. Zugleich sehe ich die Notwendigkeit der Diagnosestellung, wenn es darum geht, Anspruch auf medizinische Leistungen im Sinne des im ICD 11  klassifizierten Krankheitsbildes zu bekommen. 

Copyright © 2024 Rosita Bock Heilpraktikerin für Psychotherapie und Diplom-Biologin

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